Der Raum war „gesteckt voll“

Veröffentlicht am 20.05.2019 in Ortsverein

Kandidatenvorstellung der SPD-Liste

 

Wahlkampfatmosphäre kam auf im „gesteckt vollen“ Nebenraum des Café Mann. Die SPD-Liste, die seit 1975 zum zehnten Male antritt, hatte zur Kandidatenvorstellung geladen, und es wurde ein informativer und stellenweise unterhaltsamer Abend.

Der Landtagsabgeordnete Peter Hofelich hob den Wert der kommunalen Selbstverwaltung hervor. Der Staat werde von unten nach oben aufgebaut und nicht von der „Obrigkeit“ bestimmt. Ein Drittel des Geldes ginge im Lande an die Städte und Gemeinden. In Bayern sei dieser Anteil geringer. So sei man in der U 3-Betreuung vom letzten auf den ersten Platz in Deutschland vorgerückt, denn 69% der Kosten für die Betreuung der unter Dreijährigen würden vom Land übernommen. Als DRK-Vorsitzender im Landkreis könne er mitteilen, dass in Bartenbach ein Rettungswagen stationiert werde. Es sei eine Containerlösung, die derzeit im Bau begriffen sei. Der RTW sei für die Göppinger Nordstadt und den Schwurwaldbereich zuständig. Da die Göppinger Innenstadt nicht mehr von der Klinik am Eichert aus durchquert werden muss, würden sich die Hilfsfristen günstig entwickeln. Nach dem Gesetz sollte in 95% der Fälle der Krankenwagen innerhalb von 15 Minuten nach der Alarmierung eintreffen. Der RTW werde vom Eichert abgezogen.

 

Den Auftakt der Kandidatenvorstellung machte der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Schührer. Er sei mit 74 zwar der älteste Kandidat, doch kein bisschen kommunalpolitikmüde. Auf den SPD-Slogan „Lebendiges Wäschenbeuren - zukunftsfähig gestalten“ eingehend, sagte er, Wäschenbeuren habe einen sehr lebendigen Gemeinderat. Viele Ideen und Initiativen gingen von ihm aus. So seien bei den Haushaltsberatungen 2019 ca. 40 Anträge von den Fraktionen gestellt worden. Auch dass zur Gemeinderatswahl 40 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl stünden, spreche für die politische Lebendigkeit der Gemeinde. Er begründete den Antrag der SPD-Fraktion, 2021 das 750-jährige Ortsjubiläum zu feiern. Dies sei eine Gelegenheit, die Gemeinde selbst- und traditionsbewusst zu präsentieren, eine Kooperation der Vereine, Gruppen und Erziehungseinrichtungen in die Wege zu leiten und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. So wünsche er sich wieder mal ein Kinderfest, denn das letzte habe 2012 stattgefunden.

 

Lisa Käfer, 52 J., Dipl.-Heilpädagogin, verh., drei erw. Kinder, lebt seit 25 Jahren in Wäschenbeuren. Sie habe in dieser Zeit den Ort schätzen gelernt. Ihr gefalle die gute Infrastruktur und Versorgung, die kurzen Wege, die Mischung  aus gewachsenen Strukturen und Offenheit für Neues. Seit einer Amtsperiode im Gemeinderat, habe sie sich mit vielen neuen Themen auseinander gesetzt und das Zusammenleben in der Gemeinde mit gestaltet. Am Herzen liege ihr besonders die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese sei für sie so wichtig aus eigener Betroffenheit, da sie keine Großeltern am Ort hatte. Dies bedeute für sie eine gute Kinderbetreuung in Krippe und Kindergarten. Sie begrüße es, dass der Regenbogen-Kindergarten als zweigruppige Einrichtung mit Kindergartengruppe und U3-Gruppe in frei gewordenen und umgebauten Räumen in der Stauferschule weiter geführt werde. Sie werde sich dafür einsetzen, dass in den neuen Räumlichkeiten gute Rahmenbedingungen gegeben seien.

 

Thomas Wolff, 51. J., verh., 2 Kinder, ist von Beruf gelernter Zimmerermeister und hat 26 Jahre bei Holzbau Heckenlaible gearbeitet. Seit 2010 arbeitet er bei Firma Buchele, zuständig für Kalkulation und technische Beratung. Seit 2014 ist er im Gemeinderat  und würde sich weiterhin gerne zum Wohl der Gemeinde einbringen. Ein großes Thema sei für ihn der Verkehr, der täglich durch die Gemeinde rolle und den Ort in zwei Hälften teile. Es gehe nicht an, dass der Schwerlastverkehr von den Schurwaldquerungen ferngehalten werde, dafür aber alles auf die B 297 konzentriert werde. Nach einem Schreiben vom Regierungspräsidenten müsse die Verkehrsbelastung auf der Bundesstraße hingenommen werden. Dies sei für Wäschenbeuren nicht hinnehmbar. Sollte keine überregionale Lösung gefunden werden, müsse die Westumfahrung von Wäschenbeuren wieder in Betracht gezogen werden. Mittlerweile bleibe nur übrig, den Verkehr in der Ortsmitte durch Geschwindigkeitskontrollanlagen zu beruhigen.

 

Janine Antritter, 37 J., verh., 1 Tochter, ist gelernte Kinderkrankenschwester und arbeitet nach einer Nachqualifizierung als pädagogische Fachkraft. Sie habe sich aufstellen lassen, weil es immer wieder vorkomme, dass sie über Dinge den Kopf schüttle und sich aufrege. Aber es gehe nicht, nur motzen und nicht zu handeln. Als größter Punkt liege ihr das Betreuungsangebot der Gemeinde am Herzen. Wäschenbeuren sei in vielem familienfreundlich. Wenn beide Eltern berufstätig seien, werde es aber  schwierig. Beispielsweise wenn die Betreuung bis 16 Uhr gehe und sie bis 16 Uhr arbeite und noch einen gewissen Fahrweg vor sich habe. Noch schwieriger werde es, wenn die Betreuung am Freitag um 13 Uhr ende. Auch ging Janine Antritter auf die Betreuung in der Stauferschule ein. Die dort arbeitenden Frauen machten einen tolle Job mit Hausaufgabenbetreuung, Spiel und Spaß. Doch wenn 63 Kinder auf 3  betreuende Personen träfen, 21 Kinder pro Person, da müsse dringend gehandelt werden.

 

Tanja Weber, 36 J., verh., ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin mit onkologischer Zusatzausbildung und arbeitet seit 15 Jahren in den Alb-Fils-Kliniken in Göppingen. Sie spielt Trompete bei den Naussstraggern und war  einige Jahre aktive Spielerin der Frauen-Fußballmannschaft des TSV. Sie konnte bei der Kandidatenvorstellung nicht anwesend sein, so dass Peter Schührer einen Teil ihrer Vorstellungsrede vorlas. Sie kandidiere im Team der SPD für den Gemeinderat, denn nur Aktivität könne etwas bewegen. Besonders möchte sie sich für die Jugend einsetzen. Junge Menschen bräuchten Angebote der Jugendarbeit, die ihre Entwicklung fördern. Diese Angebote sollten an den Interessen der Jugendlichen anknüpfen, von ihnen mitbestimmt und mit gestaltet werden. So könnten sie das Leben im Ort aktiv für sich und andere bereichern. Die bisherige gute Jugendarbeit der Vereine soll weiterhin finanziell durch die Gemeinde unterstützt werden. Auch die offene Jugendarbeit könne ausgebaut und mit der Jugendarbeit der Vereine und der Kirche verbunden werden.

 

Hans-Jürgen Digel, 62 J., verh. 3 erw. Kinder, ist Diplom-Volkswirt und war Abteilungs-Direktor bei der Sparkasse. Er ist derzeit Vorsitzender der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins. Am Herzen liegen ihm besonders die Themen Ökologie und lebenswertes Leben für Jung und Alt in Wäschenbeuren. Für eine nachhaltige Entwicklung, dem Erhalt der Artenvielfalt und ein gesundes Leben in Wäschenbeuren sei schon einiges getan worden, wenn man an die Solaranlage, Umstellung der Beleuchtung und Begrünung der Bundesstraße, aber auch an Tagespflege und Nachbarschaftshilfe denke. Dies blieben allerdings Einzelmaßnahmen, ohne dass ein Konzept, eine Strategie für diese Themen vorhanden wäre. Viele Gemeinden nähmen sich derzeit dieser Sache an, und es gebe viele Möglichkeiten sich interkommunal auszutauschen. Er denke beispielsweise an Förderung der Elektromobilität, an insektenfreundliche Begrünung im Ort. Lebenswert sei Wäschenbeuren in der Freizeit und attraktiv für Besucher. Dazu gehöre wie bisher die Pflege der Wander- und Radwege und der Spielplätze.

 

Irmgard Burkhardt, 53 J., 2 erw. Kinder, arbeitet sei 34 Jahren bei der Firma Märklin und ist seit 10 Jahren stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Sie habe sich schon vor der Aufstellung zum Gemeinderat Gedanken über die ältere Generation in Wäschenbeuren gemacht. „Wie sieht es mit Veranstaltungen aus bzw. was wird außer dem Altennachmittag noch angeboten?“ Die Vereinsamung mache vor einem Ort wie Wäschenbeuren nicht Halt, und vor allem seien die Männer davon mehr betroffen als die Frauen. Im Ort seien Räumlichkeiten  vorhanden, um etwas auf die Beine zu stellen. „Wie wäre es mit einer Ü 60-Party, einem Tanznachmittag, einem Weinfest mit dem Akkordeonorchester?“ So könne sie sich auch vorstellen, dass Kindergartenkinder an einem festen Tag im Monat mit den Senioren basteln, spielen und singen. Die Begegnung von Jung und Alt würde zu mehr Verständnis füreinander und zu einer gegenseitigen  Bereicherung führen. Ins Leben rufen würde sie gern auch Leihopas und Leihomas, denn nicht jeder im Ort habe Familienangehörige, die einspringen können.

 

Michael Schlichenmaier, 36 Jahre alt, verh., 2 Kinder, ist studierter Politik- und Verwaltungswissenschaftler und arbeitet als Fachreferent für Digitalisierung beim Landkreistag in Stuttgart. Seit 2015 ist er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Wäschenbeuren. Seine politischen Schwerpunktthemen sind Mobilität, Wirtschaftsförderung und Digitalisierung. Wäschenbeuren habe eine gute verkehrliche Anbindung, insbesondere ins Remstal und auch an die Raumschaft Göppingen und die B 10. Gleichzeitig bleibe die Gemeinde, was die Vermarktung der Gewerbeflächen angehe, hinter ihren Möglichkeiten zurück. Es würden kaum externe Unternehmen in den Ort geholt. Andere Ortschaften mit vergleichbarer Größe und verkehrlicher Anbindung wie Waldstetten und Straßdorf seien hier deutlich aktiver. Man brauche eine Wirtschaftsförderung, bei der man nicht warte, bis Unternehmen anklopften, sondern man müsse aktiv auf Unternehmen zugehen und für den Standort werben. Dafür wolle er sich als Gemeinderat besonders einsetzen.

 

Sven Merkle, 33 J., verh., 1 Kind, ist Wirtschaftsjurist und arbeitet als Referent bei der SüdFactoring GmbH, einem Unternehmen der Landesbank. Er kandidiere, weil er der Meinung sei, dass junge Menschen die Entwicklung ihrer Heimatgemeinde mitgestalten sollten. Wäschenbeuren sei als Wohnort attraktiv und habe noch einen funktionierenden und lebendigen Ortskern. Diverse Einkaufsmöglichkeiten, Apotheke, Friseurgeschäfte, Café, Bibliothek sowie Bankfilialen seien Voraussetzung für ein lebendiges Gemeindeleben und in einer ländlichen Region nicht selbstverständlich. Allerdings sei die Parkplatzsituation an Wochenenden oft angespannt. Hier gelte es einvernehmliche Lösungen zu finden, die den Geschäften, den Anwohnern und den Einkaufenden gerecht würden. Der Ortskern  sei auch durch zunehmenden Verkehr auf der Durchgangsstraße geprägt. Dies ließe sich nicht kurzfristig ändern, doch der Gemeinderat könne dazu beitragen, dass die Situation für Anwohner angenehmer werde.

 

Marko Mayer, 45 J., verh., 4 Kinder, ist Verkehrsflugzeugführer und arbeitet sei 2010 als Flugkapitän. Beim TSV betätigt er sich als Volleyball-Übungsleiter. Er lege Wert darauf, dass von Seiten der Gemeinde möglichst optimale Bedingungen für Vereine und Einrichtungen bereitgestellt würden. So sei die Bibliothek ein positives Beispiel. Vor Jahren sei er sich nicht sicher gewesen, ob überhaupt ein Bedarf bestehe, heute könne man sehen, dass die Einrichtung wunderbar angenommen werde. Die Volkshochschulfusion mit Göppingen bringe ein breites Angebot. Die Wäschenbeurener Volkshochschule leiste sehr gute Arbeit, es gelte die Angebote in Wäschenbeuren zu halten und auszubauen. Zum regen Vereinsleben bemerkte er, dass man diejenigen, die sich ehrenamtlich einbrächten, nicht durch Bürokratie (Datenschutz, Führungszeugnis...) vergraulen sollte. Abschließend beantwortete er die Frage, ob man als Pilot genügend Zeit für den Gemeinderat habe. Er arbeite in Teilzeit, sei zwar oft am Stück weg aber eben auch oft mehrere Tage am Stück in Wäschenbeuren. Mit zeitlichem Vorlauf seien Termine freihaltbar.

 

Ralf Blesssing, 53 J. verh., 2 erw. Kinder, ist Steuerfachwirt und arbeitet bei einem örtlichen Steuerberater. Er wohnt seit 2003 mit seiner Familie in Wäschenbeuren. Ein besonderes Anliegen sei ihm das gepflegte Ortsbild. Neben der Sauberkeit im Ort ist ihm die ökologische Komponente wichtig, mit insektenfreundlichen Anlagen, Rabatten und Straßenrandbeeten. Im Dialog mit der Landwirtschaft müssten zudem Blühstreifen in der Flur entstehen. Ein weiteres Anliegen sei für ihn die Beseitigung von leerstehendem und die Schaffung von neuen Wohnraum. Da es immer schwieriger werde, eine ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum zu gewährleisten, wäre es sinnvoll, im Dialog mit den Hausbesitzern Wege der Umsetzung hin zu vermietbarem Wohnraum zu suchen. Ein Informationsschreiben über ortsnahe Handwerker, Energieberater und bestehende Fördermittel, z. B. von der der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), könnten Unsicherheit und Unkenntnis beseitigen.

 

Erwin Brändle, 48 J., verh., 3 Kinder, ist gelernter Schreiner und arbeitet derzeit bei der Firma Eurotramp in Weilheim/Teck. Neben seinem Job ist er jede Woche 4 – 5 Stunden als Übungsleiter fürs Geräteturnen beim TV Birenbach tätig. Sein Lebensmotto sei: „Es gibt keine Probleme, sondern nur Lösungen“. Er wolle mithelfen, Lösungen zu finden. In  den letzten Jahren sei viel gebaut worden, um der großen Nachfrage nachzukommen. Die Gemeinde müsse aber neue Wege gehen, um den Flächenverbrauch gering zu halten. Ressourcen müssten geschont, und zukünftigen Generationen müsste eine lebenswerte Umwelt  hinterlassen werden. In jedem Lebensabschnitt solle passender Wohnraum zur Verfügung stehen. Im Laufe des Lebens finde ein Wechsel vom Singlehaushalt über den Familienhaushalt mit Kindern bis zum Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt statt. Dem müsse beim Wohnungsbau Rechnung getragen werden. Die Gemeinde solle ihren eigenen Wohnungsbestand behalten und weiter ausbauen. Bezahlbare Mietzinsen und nicht Gewinnoptimierung sollen das Ziel sein.

 

Eine lebhafte Diskussion schloss sich an die Kandidatenvorstellung an. Um den Artikel nicht doppelt so groß zu machen, kann darüber leider nicht berichtet werden. Die Mitglieder der SPD-Liste sicherten aber zu, die vorgetragenen Gedanken und Anregungen in die Gemeinderatsarbeit einfließen zu lassen.

 

 

 
 

Heike Baehrens MdB